PERSISCHE KALIGRAPHIEN

Von Seifedin Nadjmabadi

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Kaligraphie von Seifedin Nadjmabadi

Die Zeilen des Gedichts lauten:

Der Krug wird niemals voll und gleicht darin dem Aug’ der Gier
Ist die Muschel nicht zufrieden, gibt sie auch keine Perle dir.

Würd’ ich’s, wie meine Lippe, wagen,
würd’ ich mit der Rohrflöte, was unsagbar ist, sagen.

Das Gedicht stammt von dem Sufidichter Jalal ad-Din Rumi , (oder Jalal ad-Din Balkhi , bekannt als Mowlana , 1207-1273)

Die Zeilen sind von Sa’adi (1190-1283, oder 1291), sie lauten:

Die Strafe, daß wir das Zusammensein nicht gewürdigt (geschätzt) haben,
ist die Nacht der Trennung, in der wir in der Unruhe keinen Schlaf finden.


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Kaligraphie von Seifedin Nadjmabadi

Die heute im Iran übliche Schreibschrift hat ihren Ursprung im nast’liq (Arabisch: naskh = aufheben, ta’liq = hängen). Diese entstand im 15./16.Jahrhundert und wurde als Kaligraphie (Griechisch: kali = gut, schön, grafia = Schrift) verwendet. Der erste Schreiber dieser Schrift war Mir Ali Tabrizi , ein Zeitgenosse der im Iran herrschenden Timuriden Dynastie. Außer im Iran wird diese Schrift als Schönschrift auch in der Türkei, Indien und Pakistan verwendet. Am besten lässt sie sich mit einer Feder schreiben und einer aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzten Lösung aus Tusche und schwarzer Tinte. Die Beherrschung dieser Schönschrift ist eine hohe Kunst und wird an speziellen Schulen unterrichtet. Dabei wird der geschriebene Text mit unterschiedlichen Motiven zeichnerisch umrandet und kunstvoll gestaltet. Früher wurde die Schrift vor allem in Zusammenhang mit Miniaturen benutzt und heute wird sie verwendet um die Gedichte großer iranischer Poeten und Mystiker wie Hafiz (1327-1390), Mowlana 1207-1273, Sa’adi 1190-1283 (oder 1291) oder Nezami (1141-1209) wiederzugeben.

Zum Autor

Prof. Dr. Seifedin Nadjmabadi, Spezialist für Kultur und Sprachen des vorislamischen Iran und Honorarprofessor am Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orient, Universität Heidelberg.


Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008