EDITORIAL

Welterbe

Der Themenschwerpunkt Welterbe widmet sich einem weltumspannenden (Kultur-)Konzept, das Dank der Arbeit der UNESCO immer wieder aktuelle Diskussionen hervorruft. Bemerkenswert dabei ist, dass durch die Welterbeliste der UNESCO die Hervorbringungen von Kulturgütern, seien sie materiell oder immateriell, als gemeinsames Erbe der Menschheit angesehen und festgeschrieben werden. Dadurch werden nun auch kulturelle Güter von Bevölkerungsgruppen, denen aus europäischer Sicht lange Zeit "Kultur" abgesprochen wurde, als Teil der gesamten kulturellen Schöpfungskraft der Menschheit anerkannt. Die Welterbe-Idee differenziert sich immer weiter aus und regt ein Nachdenken darüber an, welche Bedeutung "Kultur" im globalen Zusammenhang hat und in Zukunft haben soll.

Peter Strasser beschäftigt sich in seinem Beitrag mit den Diskussionsansätzen im Prozess der Umsetzung der Welterbe-Idee bei der UNESCO. Thorolf Lipp und Gertraud Koch berichten von der Gründung eines "Intangible Heritage Media"- Insituts, das an der Schnittstelle zwischen Ethnologie, Medien und dem Konzept des "Immateriellen Welterbes" der UNESCO angesiedelt ist.

Anke S. Weber berichtet über Zerstörungen des Welterbes in der Sahara im Zusammenhang mit Tourismus und industriellen Großprojekten. Carolin Kollewe zeigt am Beispiel einer Region in Mexiko und Susanne Rodemeier am Beispiel des Alor-Pantar Archipels in Indonesien den Wandel der Bedeutung von Kulturgütern auf. Im Falle Mexikos werden heilige Figuren, die ihren traditionellen Sitz auf der Spitze der Berge hatten über den Umweg, sie als wertlosen alten Kram zu behandeln, nun im Museum aufbewahrt. Dort werden sie heute als Objekte nationaler Identität gesammelt. In Alor-Pandar wurden Schutzgeister beziehungsweise ihre bildliche Darstellung während der christlichen Missionierung als heidnische Idole zum größten Teil vernichtet. Bei muslimischen Bevölkerungsgruppen dagegen sind vorislamische Kulturgüter eher toleriert worden und somit zum Teil noch erhalten.

Ulrike Krasberg und Hans Voges schließlich thematisieren in ihren jeweiligen Beiträgen Zusammenhänge zwischen Weltkulturerbe, Tourismus und nationaler Identität bzw. der lokalen Bedeutung von Weltkulturerbe.

Vom 14. bis 16. März 2008 findet die 18. Bundesweite Tagung der wissenschaftlichen Volontärinnen und Volontäre an Museen, Gedenkstätten und in der Denkmalpflege in Frankfurt am Main und Darmstadt statt: Universal Heritage. Das Welterbe in der Verantwortung der Museen und der Denkmalpflege Zur Teilnahme sind alle wissenschaftlichen Volontärinnen und Volontäre herzlich eingeladen!


Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008