EDITORIAL

Masken

Masken sind ein Thema, das auf besondere Weise die Fantasie zu reizen scheint. Masken spielen überall auf der Welt eine wichtige Rolle bei Ritualen, seien es Feste oder Theateraufführungen. Und immer sind sie mehr als nur ein Verkleidungsutensil. Masken verbergen die Identität des Trägers oder der Trägerin oder verwandeln diese. Mithilfe der Maske können Menschen zu mythischen Gestalten werden, Kraft und Autorität über andere bekommen. Aber auch die Maske an sich kann ein besonderes Eigenleben führen, aufgeladen mit Symbolen einer mythischen Urzeit. Oder sie nimmt im Prozess ihrer künstlerischen Gestaltung Aspekte des Menschseins in sich auf, die ihr eine eigene Ausstrahlung und eine besondere Wirksamkeit verleihen.

In den in diesem Themenschwerpunkt zusammengetragenen Beiträgen wird über Masken in verschiedenen Regionen der Welt berichtet. Sie beleuchten das Thema Masken aber auch in Hinblick auf ihre verschiedenen Funktionen. Sol Montoya Bonilla schreibt über Karnevalsmasken in Kolumbien, die schon während ihrer künstlerischen Erschaffung ein Eigenleben entwickeln. Volker Gottowik führt mit einer balinesischen Maske gar ein Gespräch. Johannes Neurath und Claudia Augustat zeigen am Umgang mit Masken in Mexiko und Venezuela, dass sich die Menschen der Macht der Masken durchaus bewusst sind. In Mexiko werden Masken für Touristen hergestellt, die eine wilde Mixtur aus unterschiedlichen Maskenelementen sind. Diese werden einerseits zusammengestellt, um den Geschmack von Touristen zu befriedigen, andererseits aber auch, um keine wirksamen Masken entstehen zu lassen, die die Maskenmacher in Gefahr bringen würden. Mit der Wirksamkeit und Macht der Masken wird auch im heutigen Bali umgegangen. Sie werden selbstverständlich nur an besonderen Orten und mit besonderen rituellen Maßnahmen aufbewahrt, wie Achim Sibeth in seinem Beitrag schreibt. In diesem Zusammenhang steht auch der Beitrag von Sylvia Kasprycki: Die Aufbewahrung von Masken nordamerikanischer Indianer in Museen wird als den Masken nicht entsprechend gesehen. Nicht weil Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht und Staubschutz in den Museen unzureichend wären, sondern weil Museen der spirituellen Bedeutung von Masken nicht gerecht werden können.


Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008