EDITORIAL

Hautzeichen - Körperbilder

Das Museum der Weltkulturen zeigt vom 29. April 2006 bis 9. September 2007 die Ausstellung Hautzeichen – Körperbilder . Das gleichnamige Schwerpunktthema im Journal Ethnologie ergänzt mit seinen Beiträgen die Themen der Ausstellung, die sich auf die künstlerische „Bearbeitung“ der menschlichen Haut beziehen.

Menschen in allen Teilen der Welt formen, schmücken, betonen, bedecken und ergänzen ihren Körper. Dabei wird besonders der Haut große Aufmerksamkeit gewidmet. Die Haut als Schnittstelle zwischen dem individuellen und dem sozialen Körper ist gleichermaßen Grenze und Schutzvorrichtung sowie Projektionsfläche und Ort des Austauschs mit den anderen. Körperkunst und Körpermodifikation erzählen von Schönheitsidealen, Abstammung, Individualität, Rollenzuschreibung und Status innerhalb einer Gesellschaft.

Von den 14 Beiträgen dieses Schwerpunkts beschäftigen sich vier mit der Kunst des Tätowierens: Peter Mesenhöller schreibt über den Ursprung der Tätowierkunst auf Samoa, Lisette Gebhardt über die Tradition der Tätowierung in Japan, Aglaja Stirn gibt einen Überblick über die sich wandelnde Bedeutung des Tätowierens in westlichen Gesellschaften, und Ulrike Krasberg geht der ursprünglichen Bedeutung der Tätowiermuster bei den Berberfrauen im Maghreb nach.
Ebenfalls drei Beiträge widmen sich der fast schon chirurgischen Eingriffe zur Verschönerung des Körpers: Eva Ch. Raabes Artikel zum Thema Skarifizierung – das Anbringen von Narben – bei den Iatmul in Neuginea, Anette Reins Beitrag über Zahnfeilung auf Bali und Achim Sibeths Text zur Zahnmeißelung bei den Batak auf Sumatra/Indonesien.
Der Kunst des Bemalens der Haut gehen zwei Beiträge nach: Beate Schneider berichtet von den „Hautgemälden“ bei den Loma in Guinea/Westafrika, und Lydia Icke-Schwalbe schreibt über die Hennabemalungen der Bräute in Indien.
Auch wenn der Federschmuck der Kayapó wie ein Kleidungsstück und nur zu besonderen Anlässen getragen wird, ist er doch in Bezug auf die kosmische Einordnung des Menschen einerseits und die individuelle Stellung in der Gemeinschaft andererseits von großer Bedeutung, wie Mona Suhrbier zeigt. Kleidung definiert Menschen nicht nur in der eigenen Gesellschaft, auch in der Wahrnehmung über Kulturgrenzen hinaus spielt sie eine nicht zu unterschätzende Rolle. Darüber berichtet Birgitta Huse am Beispiel Europas und Mexikos.

Das Schwerpunktthema Hautzeichen – Körperbilder im Journal Ethnologie spannt den thematischen Bogen weiter als die Ausstellung. Als eine Ergänzung zu den Themen der Ausstellung sind die Beiträge von Johannes Wachten „Körperbilder im Judentum“, Rosita Nennos Artikel über Andreas Hoffmanns Körperinstallationen und Heide Lazarus’ Beitrag zum Ausdruckstanz von Mary Wigman zu verstehen. Diese drei Beiträge zeigen, dass auch Kunst und Religion in der Materialität des menschlichen Körpers verwurzelt sind und dort Bedeutung haben.


Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008