EDITORIAL

Afrika. Aspekte

Das Schwerpunktthema Afrika. Aspekte steht in der Reihe mit Länderschwerpunkten, auch wenn diesmal der gesamte afrikanische Kontinent Schauplatz von sechs Beiträgen ist, die über gesellschaftliche und soziale Aspekte berichten.

Andrea Reikat berichtet über die strapaziöse Praxis von - für das Überleben so wichtigen - Klientelbeziehungen in Burkina Faso am Beispiel von gegenseitigen Besuchen bei Festen. Viola Hörbst zeigt, dass medizinisch herbeigeführte Schwangerschaften keineswegs nur Thema in den westlichen, medizinisch hochentwickelten Ländern ist. Gerade in Ländern wie Mali, wo kinderreiche Familien eine Selbstverständlichkeit sind, ist Kinderlosigkeit ein harter Schicksalsschlag.

Ruanda kennt die Weltöffentlichkeit durch den entsetzlichen Völkermord an Hutu und Tutsi. Welcher Art die Traumata noch heute sind und wie an ihrer Überwindung gearbeitet wird, zeigt Erika Dahlmanns anhand von Zeichnungen über das Verhältnis von Hutu und Tutsi.

Bush Faller heißen in Kamerun EmigratInnen, die im Ausland ein besseres Leben suchen. Über ihr Leben aber auch über ImmigrantInnen im Land berichtet Michaela Pelican.

Michael Gruber schreibt über den Fußball in Südafrika, wo man sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 vorbereitet. Er zeigt, dass der Mannschaftssport, der traditionell typische Sportarten für Weiße und für Schwarze vorsieht, sich allmählich mischt und dass Fußball ein friedlicher Ausgleich zu den Spannungen zwischen den Hautfarben, Reich und Arm und Einheimischen und Migranten sein kann.

Am Beispiel der einzigen exitierenden Fotografie von Cheikh Ahmadou Bamba, der in Senegal als Sufi-Heiliger verehrt wird, zeigt Thomas Reinhardt, dass es "objektive Fotografie" nicht gibt. Was für die einen ein schlechtes Foto sein mag, ist für andere der Beweis der aktiven Dominierung der fotografischen Situation durch den Fotografierten - und damit der Beweis von Heiligkeit.


Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008